Bei Älteren löst der Name „Neue Heimat“ unangenehme Erinnerungen aus. 1982 brach der größte Wohnbaukonzern Europas unter skandalösen Umständen zusammen. Bis heute verbindet man mit ihm hässliche Trabantenstädte und gewerkschaftliches Missmanagement: Der damalige FDP-Politiker Otto Graf Lambsdorff prägte die höhnische Formel „Eigennutz, Gemeinnutz, Nichtsnutz!“ und bahnte damit einer jahrzehntelangen Geringschätzung des gemeinnützigen Denkens den Weg.
Nun hat ein publizistisches Projekt in langjähriger Arbeit den Untergang der „Neuen Heimat“ und dessen negative Folgen für die Gemeinwirtschaft insgesamt untersucht. Heute stellt sich angesichts des überhitzten Wohnungsmarkts der Fall „Neue Heimat“ anders dar als in den 1980er-Jahren. Sollte man in Zukunft nicht wieder vermehrt gemeinwirtschaftlich bauen? Wie könnte Wohnen in der Zukunft überhaupt aussehen? Beispiele für eine gelungene Neubau-Politik finden sich in den Niederlanden und in Wien. Aber vielleicht wäre eine intelligentere Nutzung vorhandener Bestände die bessere Lösung? Und inwiefern ließen sich aus dem Feld des gemeinwirtschaftlichen Bauens womöglich Rückschlüsse auf andere für das Gemeinwohl relevante Wirtschaftsbereiche ableiten?
Florian Felix Weyh
neue heimat. Bauten und Projekte 1947–1985. Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs, Bd. 38. Herausgegeben von Ullrich Schwartz und Hartmut Frank. Dölling und Galitz Verlag. Hamburg, Feb 2019