Der Roman „Milchzähne“ war so etwas wie das Überraschungsdebüt des Frühjahrs, geschrieben von Helene Bukowski, geboren 1993 in Berlin. Die junge Autorin, die derzeit Literarisches Schreiben am Literaturinstitut Hildesheim studiert, hat viele Kritiker für sich eingenommen – vielleicht weil ihr erster Roman eine faszinierende Mischung an Grusel, Dystopie und Menschlichkeit versammelt und schräg genug ist, um sich von anderen Gegenwartsromanen abzuheben. In „Milchzähne“ erzählt Bukowski von einem skurrilen Mutter-Tochter-Paar in einer nicht weniger skurrilen, bedrückenden Umgebung: Schauplatz ist eine Welt, in der die Sonne gnadenlos vom Himmel brennt, in der die Menschen vereinzelt und von anderen abgeschnitten vor sich hinleben, manchmal fallen tote Möwen herunter, und ernähren muss man sich vor allem von Wurzeln und Baumrinde.
Wie viele Dystopien handelt auch „Milchzähne“ eigentlich von der Gegenwart, denn die Überdrehungen liegen erschreckend nah am Möglichen. Helene Bukowski hat den Roman im letzten, sehr heißen Sommer geschrieben, aus einer alarmierten Grundstimmung heraus, und so ist „Milchzähne“ auch ein Buch zur „Fridays for Future“-Bewegung geworden. Darüber hinaus handelt es von Menschlichem, Allzumenschlichem: Heimat, Familie, Fernweh, Mitgefühl und dem Umgang mit Fremden und Fremdem. (A.-D. K.)
Veröffentlichung (Auswahl):
– „Milchzähne“, Roman, Blumenbar Verlag, Berlin 2019