Kann eine Sprache unmöglicher sein als das Deutsche? Was soll das mit den heimtückischen Artikeln, wieso gibt es so viele Präpositionen und was, um alles in der Welt, sind trennbare Verben? Und dann noch die Qual der Umlaute! Abbas Khider beschäftigt sich in seinem neuen Buch „Deutsch für alle“ mit den Fallstricken des Deutschen, mit denen er sich seit einigen Jahren sowohl literarisch als auch im Alltag herumschlägt. „Sprachwissenschaftlichen Schwachsinn“ nennt er seine unterhaltsame Tour d’horizon, die zugleich ein Rückblick auf seine Migrationsgeschichte ist. Schon als Jugendlicher in Bagdad pflegte Khider eine Vorliebe für philosophischen Tiefgang und verfasste seine erste Erkenntnistheorie: „Das universelle Denken auf Gehwegen“. Man bemerkt schon hier seinen Hang, abstrakte Überlegungen auf ihre Alltagstauglichkeit hin zu überprüfen. Seine ersten deutschen Wörter? Hitler, Scheiße und Lufthansa. Nach und nach habe er das Sprach-Ungetüm aber gebändigt und sogar solche Wörter wie „Nahrungsergänzungsmittelallergie“ gelernt. Immer wieder schlägt Khider erhellende Querverbindungen zwischen den vertrackten Regeln der Grammatik und deutschen Gepflogenheiten und macht radikale Reformvorschläge. Die Sozial- und Sprachsatire hat einen bedenkenswerten Kern – Deutschland wird sich ändern müssen, wenn es ein Einwanderungsland sein will.
Maike Albath
Abbas Khider: Deutsch für alle. Das endgültige Lehrbuch. Hanser. München, Feb 2019