Die Ich-Erzählerin Lola Randl ist dem Trend der Zeit und dem Ruf zur neuen, alten Einfachheit gefolgt und mit Mann und Kindern in ein Haus nach Gerswalde gezogen, einem Uckermärkischen Dorf. Mit wahrer Leidenschaft erklärt sie in simplen Sätzen die Komplexität der Welt. Lola Randl erzählt vom Zerfall überbrachter Herrschaftsstrukturen, vom neuen Zusammenleben handfester Alteinwohner mit romantisierenden Berliner Neudörflern. Aber vor allem beschreibt die Ich-Erzählerin sich selbst.
Sie, eine Frau Mitte dreißig, hat vieles doppelt. Zwei Kinder, zwei Männer (der Mann, der Liebhaber), zwei Therapeuten (einen Analytiker und eine Analytikerin). Lola Randl hat sich entschlossen, die Absurdität des stadtflüchtigen Menschen als das offenzulegen, was sie ist: „Eine Flucht vor sich selbst.“ Alles was zeitgeistig ist, wird durch den Kakao gezogen, die Naturliebe, die Bienenzucht und die neue „Achtsamkeit“. Lola Randls „Großer Garten“ ist ein schön-spöttischer, kluger Text mit locker untergemischtem Fachwissen über das Landleben, die Natur, den Garten, das Gemüse und die Selbstfindungsneurosen des psychisch instabilen Städters. (V. A.)
Veröffentlichung (Auswahl):
– „Der große Garten“, Matthes & Seitz Berlin, 2019