Bachtyar Ali, geboren 1966 in Sulaimaniyya, Nordirak, ist der bekannteste zeitgenössische Schriftsteller und Poet des irakischen Kurdistan. Nachdem er in den 1980er-Jahren in Konflikt mit der Diktatur Saddam Husseins geriet, brach er sein Geologiestudium ab und wandte sich der Poesie zu. Nach der teilweisen Autonomie von 1991 boten sich Schriftstellern und Intellektuellen in den kurdischen Gebieten ungekannte Artikulationsmöglichkeiten. Auch Ali intensivierte seine eigene schriftstellerische Tätigkeit und widmete sich gleichzeitig der philosophischen Zeitschrift „Azadi“ (Freiheit). Sein umfangreiches Werk, das er auf Sorani verfasst, schließt Romane, Gedichte und Essays ein und leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser speziellen Variation des Kurdischen. In seiner Heimat gewann Bachtyar Ali großes Ansehen durch seine unparteiische Haltung und seine offene Kritik an den anhaltenden politischen und sozialen Verhältnissen. Seit Mitte der Neunzigerjahre lebt er in Deutschland, wo ihm dank der Übersetzung des Romans „Der letzte Granatapfel“ 2016 der Durchbruch gelang. Alis Werke, die virtuos Techniken der literarischen Moderne mit den Erzähltraditionen des Orients verknüpfen, sind bildmächtige Manifestationen der Menschlichkeit und ein zeitloser Appell an Versöhnung und Gerechtigkeit im Angesicht von Verzweiflung, Verwüstung und Gewalt.
Auszeichnungen u. a.: Buch des Jahres in Kurdistan/Irak (2005), HARDI-Literaturpreis (2009), Sherko-Bekas-Literaturpreis (2014), Nelly-Sachs-Preis (2017).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Der letzte Granatapfel“, Roman, übers. von U. Cantera-Lang und R. Salim, Unionsverlag, Zürich 2016
– „Die Stadt der weißen Musiker“, Roman, übers. von P. Fatah und H.-U. Müller-Schwefe, Unionsverlag, Zürich 2017
– „Perwanas Abend“, Roman, übers. von U. Cantera-Lang und R. Salim, Unionsverlag, Zürich, August 2019