„Wo man hinsieht, tobt der Irrsinn. Zu den erschreckenden Erkenntnissen unserer Zeit gehört jene, dass der antiautoritäre Konsens über die bedingungslose Würde des Menschen zu schwinden begonnen hat. Drangsal, Leid, Verletzung, Missbrauch, Folter und Tod werden nicht mehr selbstverständlich mit dem Hinweis auf die ‚Allgemeine Erklärung der Menschenrechte‘ beantwortet. Der Mensch an sich wird infrage gestellt.“ (Christian Schüle)
„In der AfD steckt vieles, wie in Pegida, den Identitären, den Reichsbürgern, der Deutschen Burschenschaft vieles steckt. Empörungsmotive gibt es wie Sand am Meer. Auffällig bleibt das Fundamentalistische, die Hybris, das Ausgrenzende. Lust auf Enthemmung ist immer totalitäre Ortlosigkeit.“ (Ines Geipel)
Zwei Schreibende betrachten unsere Gesellschaft und konstatieren erschrocken die Verwerfungen, Verrohungen, ja die Tötungs-Fantasien, die sich darin artikulieren. Zwei Schreibende versuchen zu begreifen, was gerade geschieht. Die ehemalige DDR-Sprinterin, Romanautorin und Essayistin Ines Geipel sucht nach Gründen in der Geschichte ihrer Familie und des mehrfach gespaltenen Deutschland. Der Philosoph und Publizist Christian Schüle geht von seiner eigenen Verstörung über die Entwicklung der Verhältnisse aus. Was sie analysieren, betrifft uns alle. Denn es geht ans Eingemachte der sozialen Ordnung.
Herbert Heinzelmann
Ines Geipel: Umkämpfte Zone. Mein Bruder, der Osten und der Hass. Klett-Cotta. Stuttgart, Feb 2019
Christian Schüle: In der Kampfzone. Deutschland zwischen Panik, Größenwahn und Selbstverzwergung. Sachbuch. Penguin Verlag. München, Mrz 2019