Geboren 1964, aufgewachsen in Tunis, Zürich und Landeck in Tirol. Raoul Schrott studierte Germanistik, Anglistik und Amerikanistik an der Universität Innsbruck, Studienaufenthalte führten ihn nach Norwich und an die Sorbonne, Paris. 1986/87 war er Sekretär des Surrealisten Philippe Soupault in Paris und arbeitete 1990–1993 als Lektor für Germanistik am Istituto Orientale in Neapel. Schrott ist Schriftsteller und habilitierter Komparatist, seine Werke sind geprägt von der Zusammenführung des Alten mit dem Neuen. Neben der eigenen schriftstellerischen Tätigkeit meldete sich Raoul Schrott 1997 auch als Übersetzer zu Wort. „Die Erfindung der Poesie“ ist eine Reise zu den ältesten Quellen der Dichtung. Es folgten u. a. die Nachdichtung und Neuübersetzung des „Gilgamesch”-Epos und Homers „Ilias“ sowie die Übertragung von Hesiods „Theogonie“ ins Deutsche. 2008 erregte er großes Aufsehen mit der These, dass Troja keineswegs identisch sei mit der von Schliemann entdeckten Siedlung.
Für sein Projekt „Die erste Erde“ (2016) führte Raoul Schrott Interviews mit führenden Wissenschaftlern, um zu diskutieren, inwiefern sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse von der Entstehung der Erde in einem zeitgemäßen Epos umsetzen lassen – eine poetische Evolutionsgeschichte der Welt. Im August 2019 erscheint anlässlich des 500. Jahrestags der ersten Weltumseglung durch Magellan sein neuer Roman „Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal“. Raoul Schrott arbeitet außerdem mit Unterstützung der Bundeskulturstiftung am Projekt „Atlas der Sternenhimmel“, das im Herbst 2022 veröffentlich werden soll.
Auszeichnungen u. a.: Österreichisches Staatsstipendium für Literatur (1993), Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (1994), Leonce-und-Lena-Preis (1995), Rauriser Literaturpreis, Berliner Literaturpreis, Robert-Musil-Stipendium, Friedrich-Hölderlin-Förderpreis (1996), Peter-Huchel-Preis (1999), Joseph-Breitbach-Preis, Mainzer Stadtschreiber (2004), Tiroler Landespreis für Kunst (2009), Poetikdozentur Tübingen (2012).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Hotels“, Gedichte, Haymon, Innsbruck 1995
– „Finis terrae. Ein Nachlaß“, Roman, Haymon, Innsbruck 1995
– „Tropen. Über das Erhabene“, Gedichte, Hanser, München 1998
– „Bakchen. Nach Euripides“, Novelle, Hanser, München 2000
– „Die Wüste Lop Nor“, Novelle, Hanser, München 2000
– „Tristan da Cunha oder Die Hälfte der Erde“, Roman, Hanser, München 2003
– „Weissbuch“, Gedichte, Hanser, München 2004
– „Handbuch der Wolkenputzerei“, Essays, Hanser, München 2005
– „Homers Heimat. Der Kampf um Troia und seine realen Hintergründe“, Hanser, München 2008
– „Das schweigende Kind“, Erzählung, Hanser, München 2012
– „Die Kunst an nichts zu glauben“, Gedichte, Hanser, München 2015
– „Erste Erde“, Epos, Hanser, München 2016
– „Politiken & Ideen“, Essays, Hanser, München 2018
– „Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal“, Roman, Hanser, München, August 2019